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Newsletter Januar 2016

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Schwung: Newsletter Januar 2016




Liebe Leserin, lieber Leser,

was für ein Streß in der Weihnachtszeit! Diesmal – so mein Empfinden, und so berichteten auch andere – war es besonders schlimm. Ging es Ihnen auch so? Oder konnten Sie runterschalten, die Vorfreude genießen, die vielbeschworene „Besinnlichkeit“ erleben? Selbst im Radio – so mein Eindruck – häuften sich dieses Jahr Interviews und Ratgeberbeiträge zu Streß in der Weihnachtszeit, und zu Streß überhaupt.

Für mich war eine große Streßquelle das bis hart an Weihnachten heranreichende Fernstudium, das so ganz anders lief, als ich das sonst von früheren Fernkursen gewohnt war. Die Freiheit, sich den Lernstoff selbst einzuteilen und sich „Ruheinseln“ zum konzentrierten Lernen zu schaffen, während Computer und Co. ausgeschaltet bleiben, hatte ich diesmal nicht. Als „computergestütztes kollaboratives Studieren“, also als Studieren mit dem Computer und in virtuellen Lerngruppen, erzwang es einerseits die Arbeit am Computer und andererseits die ständige Abstimmung mit der Lerngruppe.


Lernen im Streß

Hinzu kam eine vorgegebene zeitliche Struktur, die den Ablauf des Lernens vom Literaturstudium bis zur Diskussion des Gelernten auf der virtuellen Lernplattform kleinteilig steuerte, indem sie strikte Abgabetermine für Einsendeaufgaben setzte, die immer abwechselnd als Einzel- oder Teamleistung erbracht werden mußten. Statt Freiheit also gleich eine ganze Reihe von Zwängen. Statt der Konzentration auf eine Sache galt es, vieles gleichzeitig im Blick zu behalten. Gerade das schuf eine Menge unerwarteten Streß, den ich von früheren Fortbildungen nicht kannte. Gut, daß ich als Selbständiger in dieser Zeit die Kundenzahl reduzieren die Seminartätigkeit stoppen konnte. Andere mußten ihre berufliche Arbeit weiter durchziehen und hatten ordentlich zu kämpfen.

Dennoch bin ich dankbar für diese „E-Learning“-Erfahrungen. Sie gaben mir – neben dem eigentlichen Lernstoff – interessante Einblicke in die fortschreitende Computerisierung und Digitalisierung unseres Lebens. So also läßt sich Lernen digitalisieren: Es gab eine Lernplattform im Internet mit Diskussionsforen, Wikis und „virtuellen Klassenräumen“, in denen sich die Lerngruppen „live“ treffen konnten. Auf der Plattform lagen der Lesestoff und die Aufgabenstellungen bereit – alles gleichzeitig und anfangs ziemlich verwirrend, die Konzentration regelrecht zerfasernd. Die Kursleitung konnte computergestützt kontrollieren, wer sich an den Pflicht-Diskussionen beteiligte, und ob die Einsendeaufgaben zeitgerecht hochgeladen wurden.

Ist das das Lernen der Zukunft? Ist die virtuelle Teamarbeit, wie wir sie als Lerngruppe praktizierten, die Arbeit der Zukunft? Es sieht ganz so aus: Die Digitalisierung macht die Dinge rationeller, schneller, intensiver. Wahrscheinlich kann die Kursleitung in der digitalen Welt mehr Kurse betreuen, als es in der „analogen“ Welt möglich wäre. Aber es bedeutet eben auch eine Verdichtung und Beschleunigung von Arbeit, Lernen, Leben.


Kampf dem Streß

Und das ist eine der wesentlichen Streßquellen unserer Zeit. Hier setzt auch das an, was Thema im Studium war: Betriebliches Gesundheitsmanagement. Der Aufhänger im Studium waren interessanterweise nicht die vielen anderen durch ungünstige Arbeitsbedingungen möglichen körperlichen Gesundheitsbeeinträchtigungen, sondern die psychischen Belastungen der Beschäftigten durch das Gefühl, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein.

Das Streßproblem ist so groß, daß Politik und Wirtschaft längst Handlungsbedarf sehen. Der Gesetzgeber hat eine „psychische Gefährdungsbeurteilung“ von Arbeitsplätzen vor einigen Jahren zur Pflicht gemacht. Die Wissenschaft beschäftigt sich verstärkt mit dem Thema Arbeit und Gesundheit. Akteure des Gesundheitswesens liefern ein Repertoire von Maßnahmen, die einerseits die Verhältnisse in den Firmen ändern, andererseits die psychischen Ressourcen der Beschäftigten stärken sollen. Ich finde beides gut – liegt mir doch eine menschenfreundlichere Arbeitswelt sehr auf dem Herzen.

Und wie steht es in der Unternehmenspraxis? Es gibt gute Ansätze, aber anderswo liegt noch vieles im argen. Gesundheitsförderung kostet Geld, das so manches Unternehmen so lange nicht zu investieren bereit ist, wie die Krankheitskosten nicht wirklich weh tun. Und Gesundheitsmanagement kann allzu leicht zu einem zahlengesteuerten Management am Menschen vorbei werden. Oder allein den Beschäftigten die Verantwortung zuschieben, für ihre Gesundheit zu sorgen. Oder sich auf Äußerlichkeiten wie den Obstkorb im Büro oder die Pausengymnastik reduzieren. Letzten Endes kann kein noch so gutes Gesundheitsmanagement die Ursache beheben: Die unaufhaltsame Beschleunigung des Lebens.


Leben im Streß

Genau, nicht nur der Arbeit, sondern des ganzen Lebens. Denn aus dem Arbeitsstreß kehren wir ja zurück in den Alltagsstreß. Und aus dem geht es in den Wochenend-, Feiertags- oder Urlaubsstreß. Und gerade jetzt sind wir vielleicht dabei, an dem Streß zu scheitern, den wir uns mit den guten Vorsätzen zum neuen Jahr auferlegt haben.

Eine der zentralen Ursachen für die enorme Streßzunahme in allen Lebensbereichen ist die Digitalisierung und Vernetzung. Das Internet liefert uns die Kunde von Ereignissen aus aller Welt bereits wenige Minuten, nachdem sie geschehen sind, in unser trautes Heim. Wir sind betroffen und bewegt von Dingen, von denen wir vor 20 Jahren keine Notiz genommen hätten. Man will es kaum glauben, wenn Statistiker uns vorrechnen, daß die Zahl der Kriege auf der Welt oder die Zahl der Naturkatastrophen derzeit besonders niedrig sind.

„Wenn alles miteinander vernetzt ist, kommen die Dinge niemals zur Ruhe“, sagte mal ein kluger Mann. Wie recht er hat! Trotzdem basteln wir ungebremst weiter am Internet der Dinge, machen unser „Home“ immer „smarter“, installieren immer neue Apps auf dem Smartphone, erweitern unseren digitalen Freundeskreis, der uns mit wieder neuen Informationen überschüttet, und den auch wir mit neuen Informationen „füttern“ müssen. Wir überwachen immer mehr Akkustände, Flatrates und Datenvolumina, und unsere Welt ist dermaßen mit digitalen Displays gefüllt, daß Augenärzte schon vor Folgeschäden warnen.


Antreiber Digitalisierung

Schon lange thematisiere ich – der ich selbst lange in der IT arbeitete – immer wieder kritisch die ausufernde Digitalisierung im Newsletter, wenn auch eher intuitiv und unsystematisch. Die Dezembernummer von „Psychologie heute“ läßt den Politikwissenschaftler und Buchautor Andre Wilkens unter der Überschrift „Analog steht für Lebensqualität“ fundierter zu Wort kommen. Er überrascht mit der Nachricht, daß bei Steve Jobs daheim iPads verboten waren. Der Apple-Chef wußte von den Gefahren der Technik, die er produzierte, und wollte seine Kinder davor bewahren. Ebenso denken andere Topmanager im Silicon Valley.

In der amerikanischen Technologieschmiede ist ja Kreativität ganz besonders gefragt, und den Machern dort ist klar, daß Kinder beim Spielen mit einfachen Bauklötzen mehr Kreativität entwickeln, als beim Spielen mit hochgezüchteten digitalen Gadgets. Wenn Kinder, ebenso wie auch Erwachsene, die Welt nicht mehr mit Händen buchstäblich begreifen, sondern nur noch auf der glatten Oberfläche digitaler Displays präsentiert bekommen, entsteht eben jene glatte Oberflächlichkeit, die unsere durchdigitalsierte Welt prägt.

Wilkens’ Gedanken regen mich zu einem Wortspiel an, das einen ernsten Zusammenhang beschreibt: Wenn wir unsere Welt nicht mehr „sinnlich“ – also über alle unsere Sinne – erfahren, geht uns auch ihr „Sinn“ verloren. Sinnliche Erfahrung ist ganzheitliche Erfahrung. Wenn uns aber der Bezug zum Ganzen verloren geht, geht uns auch der Sinnbezug verloren, denn Sinn liegt immer im Ganzen, nie im Einzelnen. Fehlt aber der Sinn, dann verarmt auch unser Denken. Die Folge ist das, was wir gerade erleben: Wir beschleunigen, digitalisieren, leben ohne Sinn und Verstand.


Vorprogrammiertes Denken

Digitales Denken folgt, so Wilkens weiter, einem vorgegebenen, in programmierten Algorithmen festgeschriebenem Muster. Nur menschliches, „analoges“ Denken könne neue Wege einschlagen – und zwar als Folge von Fehlern oder von Irrationalität. Das Digitale, also auch die Digitalisierung der Arbeit, ist so gesehen eine Sackgasse, denn es verschließt uns den Weg zu schöpferischem Neuland. Die Folge: Wir tun uns immer schwerer mit neuen Lösungen für neue Herausforderungen. Wir bleiben bei alten Lösungen und machen immer nur „mehr vom Selben“, wie es Paul Watzlawick in seiner Anleitung zum Unglücklichsein ausdrückt. Probleme bleiben ungelöst – und erzeugen Streß.

Wilkens begründet, warum wir die Digitalisierung – und damit in doppeltem Sinn die Ent-Menschlichung – der Arbeit dennoch so maßlos vorantreiben: Menschliche Arbeit werde höher besteuert als maschinelle (durch den Computer geleistete) Arbeit. Es ist also ein politischer Anreiz, der hinter der Digitalisierung steht. Allerdings weniger aus kühler Überlegung, sondern eher aus Ratlosigkeit – und weil die Politik ebenso vom digitalen Hype getrieben ist, wie wir alle: „Wir müssen es tun, weil alle es tun, und wir nicht zurückbleiben wollen.“ Das ist die Dynamik der Beschleunigung, angefeuert durch ebenso alberne wie wichtigtuerische Schlagworte wie „Industrie 4.0“ oder „Arbeit 4.0“. Würde es hingegen eine Datenbesteuerung geben, dann ergäbe das Wilkens zufolge den sehr vernünftigen Grundsatz: So viele Daten wie nötig, aber nicht so viele wie möglich. Erstaunlich, daß der in Sachen Steuern sonst so kreativen Politik so etwas wie eine Datensteuer noch nicht eingefallen ist.

Was hat es mit der gerade so schicken Sitte auf sich, die Dinge wie Softwareversionen durchzunumerieren? Sie entstand vor Jahren als Marketinggag, als man das Mitmach-Internet der sozialen Medien „Web 2.0“ nannte. Heute greift sie wie eine Seuche um sich. Man gibt sich damit betont aktuell und modern, und vermittelt doch unfreiwillig eine Botschaft der Unbeständigkeit und Vergänglichkeit: Software wird fortlaufend angepaßt, erweitert und fehlerkorrigiert – und damit in immer wieder neuen Versionen ausgeliefert. Eine Programmversion hat nur ein kurzes Leben, weil sie bald von einer neuen Version überschrieben wird.


Zeit für „Arbeit 5.0“?

Also denn: „4.0“ in „Industrie 4.0“ steht für die angebliche vierte industrielle Revolution, die in der kompletten Durchdigitalisierung der Wirtschaft bestehe. „Industrie 1.0“ bezeichnet demnach die erste industrielle Revolution durch die Dampfmaschine. „2.0“ steht fürs Fließband und „3.0“ für den Computer. Das ist eine andere Zählung als die der Kondratieffzyklen, an denen ich mich orientiere, wenn ich einen Blick in die Wirtschaftsgeschichte werfe. Nach der Kondratiefftheorie waren die Dampfmaschine, die Eisenbahn, die Elektrizität, das Auto und der Computer die fünf großen treibenden Kräfte der wirtschaftlichen Weiterentwicklung. Aus dieser Perspektive ist „Industrie 4.0“ (und damit „Arbeit 4.0“ und was sonst noch alles diese Versionsnummer trägt) nur eine Schlußepisode des zu Ende gehenden Computer-Kondratieffzyklus.

Worauf es jetzt, am Ende des Computer-Kondratieffs, ankommt, ist die Frage nach ... ich nenne es mal herausfordernd „Arbeit 5.0“: Nicht die Digitalisierung, sondern das Sozialverhalten der Menschen (vor allem, aber nicht nur ihre Fähigkeit, miteinander zu reden und zu arbeiten) entscheidet darüber, wie sich die Wirtschaft weiter entwickelt. Hieran mangelt es derzeit am meisten. Der Hype „Arbeit 4.0“ ist noch mal ein Aufbäumen einer Technologie, die es in ihrem Reifestadium nicht mehr schafft, die Produktivität so kräftig zu steigern, wie sie es zu Beginn vermochte. Es ist eine Blase ähnlich der „New Economy“ um die Jahrtausendwende herum, die sich anmaßte, es besser zu wissen als die „Old Economy“. Die Blase wird früher oder später unerwartet platzen, der Hype zusammenbrechen. Es lohnt sich nicht, groß in ihn zu investieren, sonst fehlt es für das eigentlich Wichtige: Wir müssen in die arbeitenden Menschen selbst investieren und ihre Ressourcen stärken, damit ein neuer (der sechste) Kondratieffzyklus Fahrt aufnehmen kann. Arbeit darf nicht weiter ent-menschlicht werden, sondern sie muß menschlicher werden.

Das bedeutet nicht, daß der Computer oder das Internet überflüssig werden. Auch die großen Erfindungen früherer Kondratieffzyklen sind ja nicht überflüssig geworden. Damals, als sie neu waren, hatten sie auch ihre Faszination. Weil sie neu waren und sich rasend schnell entwickelten, kam die Politik nicht mit dem Regulieren nach. Tüftler und Unternehmer genossen die neue Freiheit und machten, was technisch möglich war – nicht nur zum Nutzen, sondern auch zum Schaden von Mensch und Umwelt. Erst später setzte Ernüchterung ein, und man lernte die Erfindungen mit Sinn und Verstand zu nutzen. Das kann freilich manchmal länger dauern – mit dem Auto, der treibenden Kraft des vierten Kondratieff, haben wir es bis heute noch nicht wirklich geschafft.


Inhalt statt Verpackung

Doch bis wir gelernt haben, Computer und Internet besonnener anzuwenden, bleibt die Frage: Wie überstehen wir jetzt den Streß des „Hype 4.0“? Wir können wir uns ihm entziehen? Oder wie können wir wenigstens halbwegs gut mit ihm leben? Statt nach Art eines Ratgebers ein paar kluge Ratschläge zu erteilen, will ich hier einige grundsätzlichere Gedanken bewegen. Einen solchen Gedanken legte kurz vor Weihnachten ein Radiointerview mit dem Soziologen Michael Mutz nahe. Er berichtete von wissenschaftlichen Untersuchungen, nach denen sich Streß und Hektik in der Vorweihnachtszeit negativ aufs Wohlbefinden auswirken. Das überrascht zunächst nicht, doch es zeigt die Paradoxie des Ganzen: Mit dem Versuch, ein perfektes Wohlfühl-Weihnachten zu inszenieren, vermiesen wir uns das Wohlgefühl.

Aufgehorcht habe ich allerdings, als Mutz sagte, das gelte weniger für gläubige Christen, die Weihnachten noch mit seinem ursprünglichen Inhalt zu füllen wissen, nämlich dem Feiern der Geburt Jesu Christi. Weil es einen Inhalt zu feiern gibt, kann man bei der äußeren Form gelassener sein. Wenn hingegen nur noch die äußere Form zählt, aber nicht mehr der Inhalt, wenn alle Anstrengungen in die äußere Gestaltung fließen, dann kann es nie perfekt genug sein. Und das macht Streß.

Die naheliegende Schlußfolgerung, den Perfektionismus abzustellen, ist zwar nicht falsch, aber doch zu oberflächlich gedacht und deshalb nicht so einfach zu machen. Es geht um etwas Grundsätzlicheres: Wenn der Inhalt wichtiger ist als die Verpackung – worauf kommt es wirklich an im Leben? Psychologen sind sich einig: Die größte Erfüllung geben gemeinsame Erlebnisse mit anderen Menschen. Für sie lohnt es sich, Zeit zu investieren. Dabei müssen sie nicht perfekt ausstaffiert sein. Sondern es ist die Begegnung selbst, die zählt, die Gegenwart des anderen. Ich zitiere immer wieder gern Martin Buber: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“ Danach sucht unsere Seele, und weil sie nicht satt wird, wenn wir sie nur mit Facebook-Daten füttern, treibt sie uns immer weiter. „Leer im Herzen, voll im Streß“, titelte schon vor Jahren eine Zeitschrift vielsagend. Und Buchautor Wilkens ergänzt: „Wir interagieren mit der ganzen Welt über soziale Medien, aber zu Hause sprechen wir immer weniger miteinander.“


Berufen statt getrieben

Vieles von dem, was das Leben appellierend von außen an uns heranträgt, ist dringend oder wichtig und treibt uns vor sich her. Fragen wir uns doch öfter mal von innen her: „Was ist wesentlich?“ Also: „Worauf kommt es wirklich an? Was lohnt sich anzupacken? Wohinein sollte ich meine Zeit und Energie investieren?“ Das sind Fragen nach der Berufung. Zu wissen, „wofür man geboren ist“, „was Sinn und Aufgabe des eigenen Lebens ist“, hilft sehr beim Bewerten der vielen Anforderungen des Lebens. Unwesentliches und Unwichtiges läßt sich leichter erkennen. Damit wird es auch leichter, das zu erkennen und zu priorisieren, was wesentlich ist. Wenn ich kein Berufener bin, dann bin ich ein Getriebener.

Natürlich kann ich auch als Berufener Streß haben, aber das ist dann häufiger der gesunde und anspornende „Eustreß“, der mich beim Anpacken einer sinnvollen Herausforderung mit Energie füllt. Hier öffnet sich die Möglichkeit, die eigene Einstellung gegenüber dem Streß zu ändern – und damit das Streßerleben zu beeinflussen. Streß ganz zu beseitigen, ist kein gutes Ziel – unser Leben würde damit etwas Bereicherndes verlieren.

Hilfreich ist, das zu beachten, was gerade für Hochsensible überlebenswichtig ist: Wir brauchen regelmäßig Pausen. „Die Kunst zu ruhen ist Teil der Kunst zu arbeiten“, schreibt John Steinbeck. Das Schwierigste an dieser Kunst ist vielleicht nicht so sehr, sich die Auszeiten zu erkämpfen, sondern sie mit gutem Gewissen zu halten und nicht zu schnell wieder bei der Arbeit zu sein. Beim Stichwort Pausen sollten wir übrigens nicht nur an Arbeit und Pflichten, sondern auch an unseren privaten digitalen Konsum denken. Er füllt nicht nur unser Denken mit fortwährender Unruhe. Das bläuliche Licht der Displays, Monitore und LED-Fernseher ist auch nicht harmlos für die Augen. Sie brauchen nach einem langen Arbeitstag am Computer eine analoge Auszeit – am besten draußen bei Tageslicht, oder in der dunklen Jahreszeit möglichst bei Glühlampenlicht, das durch seine natürliche Spektralzusammensetzung entspannend auf die Augen wirkt. Generell hat das Natürliche – anders als das Künstliche – etwas Entspannendes. Streßerleben läßt sich mindern, wenn wir weniger Zeit in künstlichen Umgebungen und mehr in der Natur verbringen.


Weisheit statt Wissen

Ein letzter, vielleicht erstaunlicher Gedanke zum Thema stammt aus einem überaus spannenden Vortrag des Psychiaters und Therapeuten Samuel Pfeifer zum Thema Weisheit. Während in unserer Zeit vor allem das Wissen zählt, scheint Weisheit für viele uninteressant und zugleich unerreichbar zu sein. Weisheit bedeute, eine größere Perspektive zu erlangen und den Kontext, also den größeren Zusammenhang, mit einzubeziehen – auch zeitlich. Während die Gegenwart von Beschleunigung, Hektik und Entfremdung geprägt sei, helfe uns der Blick in die Vergangenheit, aus früheren Traditionen und Weisheitsquellen zu lernen, und der Blick in die Zukunft, eine Haltung der Nachhaltigkeit zu entwickeln.

Es fällt tatsächlich auf, wie sehr unserer getriebenen „Gesellschaft 4.0“ das Vergangene und das Zukünftige fehlt. Gerade der Versuch, geschichtliche Entwicklungen nachträglich mit Software-Versionsnummern zu versehen, als wäre immer alles wie heute gewesen, zeigt, wie sehr wir in der Gegenwart verhaftet sind. Wir betrachten das Vergangene und Zukünftige durch die Brille und mit der Meßlatte des Gegenwärtigen. Das ist keine Weisheit, sondern Überheblichkeit. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Was können wir von früheren Generationen lernen? Wie können wir die Gegenwart aus der Perspektive der Zukunft betrachten? Welche Linien laufen aus der Vergangenheit in die Zukunft an uns vorbei, und auf welche lohnt es sich, aufzuspringen? Solche Fragen ermöglichen uns, unser Leben aus einer höheren Perspektive zu betrachten und all die streßauslösenden Anforderungen neu zu sortieren. Nicht ohne Grund wirken weise Menschen oft sehr gelassen.

Mögen diese Gedanken gute Veränderungen anstoßen, und möge sich der Streß im neuen Jahr in Grenzen halten.

Herzlichst,
Ihr Reimar Lüngen



„Wenn es das meiste Digitale auch schon analog gibt – warum brauchen wir dann für alles eine Digitalversion?“
– Andre Wilkens



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Termine und Infos

Endlich ist es nach langer Pause wieder so weit: Die Seminartätigkeit geht ab Februar weiter mit der gefragten Seminarreihe „Hochsensibilität“.

Los geht es am Mittwoch, dem 24. Februar 2016, mit dem Impulsseminar „Hochsensibilität verstehen“, wie üblich um 19:30 Uhr in den bewährten und verkehrsgünstig am Hauptbahnhof gelegenen Räumlichkeiten im Ecos Office Center, Glockengießerwall 17. Auch Parkplätze finden sich um diese Zeit in den umliegenden Straßen.

Fast 20 Prozent aller Menschen haben eine Gemeinsamkeit, von der die meisten Betroffenen nicht wissen: Weit offene Sinne und eine besondere Art, das Wahrgenommene zu verarbeiten. Sie sind als Hochsensible von Natur aus Menschen mit einem Informationsvorsprung. Aber viele von ihnen leiden darunter, daß so viel auf sie einstürmt. Sie fühlen sich falsch oder am falschen Platz, versuchen sich vergeblich „ein dickes Fell zuzulegen“, ziehen sich schließlich frustriert zurück.

Damit geht eine ganz besondere Gabe verloren, die unsere sich wandelnde Welt immer dringender braucht: Hochsensible haben einen größeren Fokus. Sie sehen, was anderen entgeht, und können deshalb den anderen wertvollen Input geben. Rückzug ist deshalb keine Lösung. Das Impulsseminar macht die Gabe verständlich, zeigt deren Stärken auf, gibt Tips für den guten Umgang damit und ermutigt Betroffene, ihren Platz in der Welt und im Berufsleben einzunehmen.

Mehr zum Seminar auf: www.RLuengen.de/termine/termine.html#m014


Den zweiten Teil der Reihe, das Impulsseminar „Hochsensibilität leben“, gibt es am Mittwoch, dem 9. März 2016, ebenfalls um 19:30 Uhr im Ecos Office Center, Glockengießerwall 17.

Die Arbeitswelt ist laut und hektisch, setzt auf schnellen Erfolg und erfordert dominantes Auftreten – kein Platz für uns Hochsensible. Dennoch müssen auch wir hier unseren Lebensunterhalt verdienen. Das ist quälend anstrengend und bringt uns an die Grenzen unserer Kraft – manchmal bis zum Burnout. Auf der anderen Seite erstickt die Wirtschaft an den Problemen, die durch das Fehlen der Hochsensiblen entstehen.

Was können wir Hochsensiblen tun, um unseren Platz in der Arbeitswelt zu finden und einzunehmen? Was dürfen wir keinesfalls tun, um Schaden an Leib und Seele zu vermeiden? Wie können wir wieder auf unsere angestammten Plätze in Beratung, Gesundheit und Lehre zurückkehren? Was brauchen wir, um unseren einzigartigen Beitrag wieder leisten zu können? Und worin besteht unser Beitrag eigentlich? Wie können wir unsere Bedürfnisse am Arbeitsplatz geltend machen? Dieses Seminar gibt einen Überblick über unsere Herausforderungen und unsere Möglichkeiten im Beruf. Herzliche Einladung!

Mehr zum Seminar auf: www.RLuengen.de/termine/termine.html#m015


Immer wieder werde ich gefragt, ob es solche Seminare, wie ich sie anbiete, auch anderswo als nur in Norddeutschland gäbe. Meines Wissens nicht – aber ich würde sie auch woanders halten, wenn ich eingeladen werde. Langfristige Anfragen takte ich trotz der aktuellen Projekte gern mit ein. Wenn es am Ort einen Ansprechpartner oder ein Team gibt, das bei der Organisation hilft und lokal auch ein wenig die Werbetrommel rührt, dann können wir mit wenig Aufwand Großes erreichen – natürlich zu beiderseitigem Nutzen, wie bisherige Veranstaltungen zeigen. Also: Wenn Sie mich als Referent einladen möchten, dann sprechen Sie mich gern an!

Mehr zu meinen Seminarthemen auf: www.RLuengen.de/termine



Beruflichen Wandel meistern

Sie sind frustriert im Beruf? Drohen auszubrennen? Langweilen sich zu Tode? Vermissen den Sinn? Wissen nicht, wie es weitergehen soll? Dann bleiben Sie nicht in Ihrer frustrierenden Situation! Sie riskieren sonst vielleicht sogar gesundheitliche Schäden. Warten Sie nicht, bis es zu spät ist.

Wenn Sie sich eine Veränderung nicht zutrauen oder nicht wissen, was Sie als nächstes tun sollen, dann stehe ich Ihnen mit Berufungscoaching und/oder Bewerbungscoaching gern zur Verfügung: Sie entdecken, was in Ihnen steckt, gewinnen Klarheit über Ihre Möglichkeiten, wissen, welche Richtung Sie einschlagen können, verstehen, wie der Bewerbungsprozeß funktioniert und präsentieren mutig einen Lebenslauf, auf den Sie stolz sein können.

Wenn Sie sich das wünschen, dann lassen Sie sich doch zu einem unverbindlichen und kostenlosen Kennenlerntelefonat einladen. Wir nehmen uns Zeit füreinander und ergründen, was Sie brauchen und was ich für Sie tun kann. Sie gehen kein Risiko ein: Nur wenn alles perfekt paßt, beginnen wir mit dem Coaching. Davor sind Sie zu nichts weiter verpflichtet.

So erreichen Sie mich:

Reimar Lüngen
Onckenstraße 11
22607 Hamburg

Tel. 040/28 41 09 45
E-Mail info@klaarkimming.org

Mehr Infos auf: www.KlaarKimming.org




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Stand: Januar 2016
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